ICH - Andreas Klemm

Reisebericht Schottland 2007

01.08.2007: Anreise

Recht früh am Morgen, gegen 7:00 Uhr, habe ich mich ins Auto gesetzt, kurz vollgetankt und bin dann aufgebrochen in Richtung belgische Küste. Bei Köln haben mich ein nerviger Stau und die ebenfalls verstopfte Umleitungsstrecke wertvolle Zeit gekostet. Die dreispurige Autobahn engte sich auf einen Fahrstreifen ein und so verlor ich meine im Laufe der Strecke aufgebaute Reserve Minute um Minute. Letztendlich hatte ich in Zeebrügge aber doch noch Zeit, noch einmal zu tanken und erreichte die Fähre 30 Minuten vor Check-In-Schluss. Gut 900 weitere km standen am Ende dieses reinen Fahrtages auf dem Kilometerzähler.

02.08.2007: Ankunft in Rosyth

Der erste Zeltplatz war schon aus Deutschland gebucht. Der Plan also stand fest: Zeltplatz finden. Der befand sich in Stepps nahe Glasgow. Die Strecke ist nicht so weit, so dass ich es recht ruhig angehen lassen konnte. Von Rosyth, wo die Fähre pünktlich und nach sehr ruhiger Überfahrt im Hafen anlandete und mein Auto 11:30 Uhr erstmals auf der falschen Seite schottischen Asphalt unter den Reifen hatte, ging es also entlang der touristisch schönen Küstenstraße gen Westen. Meinen ersten Zwischenstopp legte ich in Culross ein. Dort habe ich mir ein wenig das Städtchen angeschaut und bin zur Abbey-Ruine gelaufen. Weiter ging es über die Kincardine-Bridge nach Falkirk. Dort gibt es – und das habe ich lediglich durch Zufall in einer kostenlos auf der Fähre ausliegenden Broschüre gelesen – eine besondere Attraktion zu bestaunen: Das Falkirk Wheel. Dabei handelt es sich um ein Schiffshebewerk der ganz besonderen Art. Ein oberer und ein unterer Trog sind über "Speichen" miteinander verbunden und drehen sich um einen gemeinsamen Mittelpunkt, der obere an die Position des unteren und umgekehrt. Bei ganz und gar nicht schottischem Wetter habe ich mir beim Wheel ein wenig die Zeit vertrieben und bin anschließend Richtung Zeltplatz aufgebrochen. Auch in Stepps habe ich mir noch ein wenig die Beine vertreten, bevor die andere Drei aus Deutschland eintrafen, mit denen ich meinen Urlaub verbringen wollte.

03.08.2007: Edinburgh

Die Fahrt von Stepps zum Zeltplatz ganz nah bei Edinburgh ging recht flott (mit Navi). Wir haben fix die Zelte aufgeschlagen und uns anschließend ein Tagesticket für Edinburgh gekauft. Im Nachhinein war das gar nicht nötig, denn mit zwei Einzelfahrten – eine rein, eine raus – wäre man noch ein bisschen preiswerter gefahren. In Edinburgh selber ist das meiste zu Fuß zu erlaufen. Wobei ich schon beim Thema bin. Von Hanover Street ging es erst mal mehr oder weniger direkt zum Castle. Dort hätte man sich bereits einen Explorer-Pass (27,- Pfund für sieben aus 14 Tagen) kaufen können (wir haben das erst einige Tage später getan, was wir ein wenig bedauerten, denn so haben wir uns die 11,- Pfund Eintritt gespart und die schottischen Kronjuwelen nicht gesehen). Wir sind die Royal Mile vom Castle bis zum Palace of Holyroodhouse abgelaufen, hatten dabei Gelegenheit verschiedenen Kleinkünstlern, die zum Edinburgh-Festival angereist waren, zuzuschauen (sehr imposant, wie sich ein ausgewachsener Mann durch einen Tennisschläger zwingt, den er dann um den Brustkorb trägt – die Schultern sahen teilweise wie ausgerenkt aus). Nahe dem Ende der Royal Mile befindet sich das sehr modern gebaute schottische Parlament. In dessen Nähe gibt es eine interessante Ausstellung über unsere Erde zu besuchen oder einen nahe liegenden "Berg" im Holyrood-Park zu besteigen. Von dort hat man einen sehr schönen Überblick über Edinburgh. Am Abend gab es dann zum obligatorischen Whisky auch noch ein Bierchen in einer Art Jugendherberge (war gar nicht so einfach, letztendlich aber haben wir doch noch eine Haus-Geldkarte bekommen, diese aufgeladen, Bier gekauft und die Karte gegen Erstattung des verbleibenden Betrages auch wieder zurückgegeben).

04.08.2007: Roslin / St. Abbs

Durch die Straßen von Edinburgh ging es zunächst nach Roslin. Hier steht eine Chappel, die im Buch und Film "Sakrileg" eine Rolle spielt. Wir haben das recht hohe Eintrittsgeld berappt und uns die Kirche von innen angeschaut. Äußerlich macht die nichts her, denn sie ist von Betonstützen umgeben, die ein unansehnliches Wetterschutzdach tragen, das den Blick auf das historische Gemäuer beeinträchtigt. Nach der Kirchenbesichtigung unternahmen wir noch einen ausgedehnten Spaziergang durch Roslin Glen zum Schloss. Anschließend sind wir an die Küste gefahren. Im (laut Reiseführer) "beschaulichen Fischerdörfchen" St. Abbs haben wir nicht mal Fish and Chips gefunden. Dennoch gab es was zum Mittag und danach einen kurzen Spaziergang an die Küste. Unseren Zeltplatz für die folgende Nacht fanden wir in Melrose, das wir abends noch einmal kurz durchstreiften.

05.08.2007: Melrose / Jedburgh

Am Morgen sind wir noch einmal durch Melrose gezogen. Es gab eine schöne Abbey-Ruine zu besichtigen. Und auch Melrose selbst ist ein nettes Örtchen. Leider vermieste uns der ständige Nieselregen diesen Morgen. Bei ebenfalls leichtem Nieselregen haben wir noch einen Blick auf zwei besondere Brücken über den River Tweed geworfen. Eines war "Leaderfoot", eine Brücke aus der Römerzeit, die andere, gleich daneben eine stillgelegte und recht hohe Eisenbahn-Bogenbrücke, die man allerdings betreten konnte. Auf unserem Weg nach Jedburgh haben wir noch Station bei Dryburgh-Abbey gemacht. Hier haben wir uns dann endlich zum Explorer-Pass durchgerungen – eine gute Entscheidung! Alles nette alte Gemäuer mit gepflegten Außenanlagen und einem unbeschreiblichen Flair. In Jedburgh angekommen haben wir auch hier zunächst unsere Zelte aufgeschlagen und sind anschließend noch mal los, die hiesige Abbey-Ruine zu besichtigen. Dies taten wir in extra dafür bereitgelegten Kostümen. War ein netter Anblick.

06.08.2007: Schlössertag

Dieser Tag sollte ganz im Zeichen unseres neu erworbenen Explorer-Passes stehen. Als erstes besichtigten wir Hermitage-Castle: Irgendwie nur ein wuchtiger Klotz, dennoch sehenswert. Weiter ging es zu Caerlaverock-Castle. Ein Schloss mit einem interessanten Grundriss und von einem Wassergraben umgeben. Das Wetter spielte mit, so dass ich dieses Schloss in besonders guter Erinnerung behalten werde. Nach diesem Schloss haben wir ein paar Sehenswürdigkeiten übersprungen und sind gleich weiter nach Kirkcudbright gefahren. Nachdem wir die Zelte aufgeschlagen hatten, haben wir auch das hiesige Schloss Maclellans Castle kurz vor "Ladenschluss" noch besichtigt. Aufgrund der Kälte haben wir den Stadtspaziergang nicht zu weit ausgedehnt und sind recht schnell in den Zelten verschwunden.

07.08.2007: Steinkreise und Schlösser

Von Kirkcudbright ging es zunächst nach Gatehouse of Fleet. Die "Mill of the Fleet" war leider noch geschlossen, so dass wir keinen Blick hineinwerfen konnten. Auch Cardoness Castle habe ich nur von außen besichtigt, obwohl der Ausblick von oben ganz nett sein soll. Unser erstes "richtiges" Ziel dieses Tages waren die Cairn Holy Steinkreise (davon gibt es zwei). Nach kurzem Fotostopp ging es weiter zum Torhouse Stone Circle, den wir wegen Regens nur ganz, ganz kurz besichtigen konnten – schade, er sah recht nett aus. Vorletzte Station dieses Tages war (Doppel-)Castle Kennedy mit einem wunderschön angelegten und einem sehr weitläufigen Garten. Hier verbrachten wir eine Weile bei einem schönen Spaziergang durch die Anlagen. Aber es stand ja noch Culzean Castle auf dem Programm. Unverschämte 12 Pfund Eintritt – mehr doppelt so viel wie der 5-Pfund-Schein der Royal Bank of Scotland, den es ziert – haben die jedem von uns abgeknöpft! Aber es gab auch einiges zu sehen (leider nicht zu fotografieren – jedenfalls nicht im Schloss). So zum Beispiel ein paar nette Räume, jeder ausgestattet mit einer "Diener-Ruf-Schnur", die in den Keller führte und an einer eigenen Glocke endete. Wenn also Bedarf nach Diensten war, wurde geläutet und die Dienerschaft wusste anhand der Glocke, aus welchem Zimmer der Ruf kam. Auch eine nette (riesige) Küche mit Kupfer-Kochgeschirr gab es zu sehen. Aber auch die Außenanlagen hatten einiges zu bieten. So den Spaziergang hinab zum Meer und den Blick auf die Steilküste, auf der Schloss Culzean mächtig thront. Auch diese Stunden gingen vorüber. Vor uns lag noch ein weiter Weg nach Stirling. Dort fanden wir einen schönen Zeltplatz und gingen nach Abendessen und obligatorischem Whisky schlafen.

08.08.2007: Stirling

Der Weg zum Stirling Castle war nicht weit. Das Schloss steht auf einem Berg über der Stadt, von oben hat man bei gutem Wetter einen schönen Ausblick, auch auf National Wallace, einem interessanten Platz in der Nähe, den wir aber (dieses Mal) nicht besuchten. Sterling Castle war wieder ein Schloss für den Explorer-Pass. Es gab in der großen Anlage und anschließend noch bei einem kurzen Stadtrundgang viel zu besichtigen, so dass wir uns erst nach dem Mittag auf unseren weiteren Weg begeben konnten. Nächstes Zwischenziel war Doune Castle. Dort fanden gerade die Feierlichkeiten einer schottischen Hochzeit ihr Ende. War nett anzusehen, ein irgendwie genervt-gelangweilt wirkender Bräutigam im Kilt und dazu eine eher gewöhnlich erscheinende Braut. Der "Spuk" hatte recht schnell ein Ende, so dass wir das Schloss ungestört besichtigen konnten. Auf der Fahrt nach Oban, dem spontan festgelegten Ziel dieses Tages legten wir noch zwei kurze Foto-Zwischenstopps, einen am Loch Lubnaig und einen an den Falls of Dochart ein. Nur die Zeltplatzsuche in Oban erwies sich als Herausforderung. Nachdem wir am ersten abgewiesen wurden, sollten wir eine Straße nehmen, die allerdings durch ein Tor abgesperrt war. Naja. Hat jedenfalls alles geklappt, wir haben unseren Zeltplatz gefunden.

09.08.2007: Erste Destillerie und wieder Castles

In Oban statteten wir unserer ersten (ganz schön spät für einen Schottland-Urlaub) Destillerie einen Besuch ab. Die Führung ließen wir aus, es sollten sich dazu im Verlaufe des Urlaubs noch genügend Gelegenheiten ergeben. Bei Dunstaffnage Castle und Chappel, bei Barcaldine Castle sowie auf der Eriska-Insel legten wir kurze Zwischenstopps ein. Wir haben anschließend sogar den Aussichtspunkt auf Stalker Castle gefunden, den mir ein Kollege vage aber sehr gut beschrieben hatte. Unser weiterer Weg sollte uns zum Eisenbahn-Viadukt der West-Highland-Line über Glen Finnan führen. Diese Brücke war Kulisse in einem der Harry-Potter-Filme. Wir waren während unseres Urlaubes also neben historischen auch auf cineastischen Spuren unterwegs. Außerdem gab es von der Ferne (von nahem nur gegen Geld) noch das Glen Finnan Monument zu sehen. Danach ging es für mich erst mal alleine weiter nach Mallaig, wo ich am nächsten Morgen die Fähre nach Skye nehmen wollte. Mit den anderen habe ich mich für den folgenden Tag in der Nähe von Inverness verabredet.

10.08.2007: Verregnete Skye, Highlands und Loch Ness

Gedacht, getan nahm ich also die Morgenfähre von Mallaig nach Skye, für die ich mir am Vorabend bereits die Tickets besorgt hatte. Die 30-minütige Überfahrt nach Armadale, für die ich mehr als 20 Pfund berappen musste, verlief ganz ruhig. Leider hatte ich von meinem kurzen Abstecher auf Skye nicht so viel, denn es regnete. So erreichte ich die Skye-Bridge und nach deren Passage schottisches "Festland" – wenn man das so schreiben darf – ohne Umweg und recht schnell. Highlight auf der schottischen Seite war dann Eilean Donan Castle, das nach dortigen Quellen meist fotografierte Schloss Schottlands. Auch ich habe einige Fotos gemacht, bevor ich mich auf meine Passage der Highlands begab. Die Straße, die ich nahm, mündete am Loch Ness auf die, Loch Ness umrundende Straße. So ging es entlang dessen Ufers mit dem einen oder anderen Fotostopp. Bei einem dieser Stopps hupte es hinter mir und ohne uns zu verabreden war unsere kleine Reisegruppe mit ihren zwei Autos wieder komplett. Die anderen hatten einen kleinen, zufälligen Notfall ausgerechnet an der Parkplatzbucht, für die ich mich wenige Minuten zuvor entschieden hatte. Nun, so konnten wir den Rest des Tages wieder in unserem kleinen Team reisen. Und es stand Urquhart Castle auf dem Plan. Auch eine recht weitläufige Schlossanlage direkt am Ufer des Loch Ness, auch wieder was für unseren Explorer-Pass, auch wieder ein paar Augenblicke ausspannen, sehen, staunen und genießen. Was am Loch Ness natürlich nicht fehlen darf ist Nessi. In Drumnadrochit wird der meiste Rummel gemacht. Es gibt zwei Nessi-Visitor-Center, eine Plastik und vieles mehr, womit sich Geschäfte machen lassen. In Inverness haben wir mehr oder weniger beim Inder nur unser Abendessen besorgt und sind dann zum Zeltplatz aufgebrochen. Dort haben uns beim Abendessen die zahlreichen kleinen Sandflies arg gepiesackt. Wir haben nach dem Essen ganz schnell das Weite gesucht und ganz nah, nämlich im Zelt, gefunden. Die tägliche Whisky-Ration wurde im schützenden Auto genommen.

11.08.2007: Fort George und anderes

Heute geht es ins Ferienhaus. Aber nicht ohne vorher noch was zu besichtigen und zu besuchen. Erster Programmpunkt: Fort George, eine Militäranlage, gebaut im 18. Jahrhundert aber nach meinem Eindruck vollständig erhalten. Zur Feier des Tages gab es eine Veranstaltung: "Back to the forties". Militarierzeug aus den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde ausgestellt und präsentiert. Darunter auch Ausrüstung der Deutschen. Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch das an der Küste gelegene Fort und auf dessen Festungsmauern, die außerhalb des Forts an dessen Festlandsseite nahezu ebenerdig endeten (aber es schloss sich ein tiefer Wassergraben an) ging es weiter nach Cawdor Castle. Wir entschieden uns dort nur für den Garten. War auch recht nett. Danach gleich weiter zu Brodie Castle, das nur mit einer Führung zu besichtigen war. Wir entschieden uns dagegen – zu lange. Die Zeit brauchten wir für Dallas Dhu, eine zum Museum umgebaute, nicht mehr produzierende Destillerie, die es auch mit Explorerpass zu besichtigen gab. Die selbst geführte Tour war sehr informativ, zumal wir hier eine deutsche Erklärung hatten. Und nach der Destillerie stand nur noch unsere Ferienwohnung auf dem Programm. Wir hatten echt was Schönes gefunden, vor allem groß, aber auch komfortabel. Und so konnten wir den Tages-Whisky unter einem schützenden Dach in einer angenehmen Atmosphäre genießen.

12.08.2007: Weitere Destillerien

Heute fuhren wir nach Duffton, der selbst ernannten Whisky-Hauptstadt. Kurz vorher wollten wir noch einkaufen, taten dies auch. Unter anderem sollte es dann auch mal eine Flasche Whisky sein. Aber da Sonntag war und es noch nicht 12:00 Uhr durch war, hat man uns den Whisky nicht verkauft. Seltsam… Auf dem Weg nach Duffton sind wir an der Strathisla-Destillerie vorbeigekommen. Hier wird die Basis des Chivas Regal, einem recht weit verbreiteten Blendet Whisky, produziert. Aber auch die machte erst 12:00 Uhr auf. Und so fuhren wir weiter nach Duffton zu Glenfiddich, dem "Hirsch-Tal". Die Führung durch die produzierende Destillerie gab es kostenlos, auch den Probiertropfen danach. Ich werde mich wohl in Deutschland mal erkenntlich zeigen. Da wir heute einen recht verregneten Tag hatten, war unser Programm auch nicht so üppig gefüllt. Wir kehrten ins Ferienhaus zurück und haben gemeinsam den Abend verbracht.

13.08.2007: Leuchtturmmuseum und Duff-House

Vorletzter Explorer-Pass-Tag und heute sollte es zu Beginn etwas an der Küste entlang zum Kinnaird Head Castle Lighthouse and Museum gehen. Das ist ein an die Küste gebautes Schloss, das kurzerhand mal zum Leuchtturm umfunktioniert wurde (es musste damals billig sein). Das Schloss ist zu besichtigen und außerdem das Leuchtturm-Museum mit seinen zahlreichen Prismen-Scheiben, Spiegeln, Lampen usw. Es bietet für Fotografen erstaunliche Perspektiven. Und vom Leuchtturm selbst hat man einen schönen Weitblick. Man erfährt, dass die Lichtfarbe und die Frequenz, mit der sich ein Leuchtturm meldet den Seefahrern wichtige Informationen geben und wie wichtig daher eine ständig gleichbleibende Lichtfrequenz ist. Daher wird vom Leuchtturmantrieb auch gleichzeitig eine Uhr angetrieben. Und wenn die vor- oder nachgeht, muss der Leuchtturmwärter – ein sehr verantwortungsvoller Beruf also – etwas justieren. Nach dem interessanten Museum ging es noch ein wenig durch Fraserburgh und dann weiter an die Steilküste, hinab, wieder hinauf, ein wenig den starken Wind um die Ohren sausen lassen. Auch das gehört zum Urlaub. Letztes Highlight des heutigen Tages und ebenfalls vom Explorer-Pass ermöglicht: Duff-House. Das ist ein gut erhaltenes und im Stile der damaligen Zeit eingerichtetes Herrenhaus. Viele Gemälde, viele Räume, viel Zeit. Im Dach erfährt man, dass diese mächtige Anlage lediglich das Herzstück einer viel größer geplanten Gesamtanlage sein sollte. Die wurde aber aufgrund von Streitigkeiten unter den Investoren nie vollendet. Mit unserem Besuch im Duff House neigt sich der Tag seinem Ende entgegen. Der Whisky fehlt noch, den gab es natürlich auch. Naja und dann ab ins Bett.

14.08.2007: Letzter Explorer-Pass-Tag

Den letzten Explorer-Pass-Tag haben wir standesgemäß mit einem Schloss begonnen: Balvenie Castle. In Balvenie Castle habe ich erfahren, dass diese Whisky-Marke nicht mehr selbstständig, sondern unter dem Dach von Glenfiddich existiert. Wieder was Neues. Anschließend ging es zur Speyside Cooperage. Eine Böttcherei, die die alten Burbonfässer aus Amerika und die alten Sherryfässer sowie auch defekte Whisky-Fässer wieder aufmöbelt. Versierte Böttcher nehmen hier die defekten Dauben aus den Fässern und ersetzen sie durch neue. Erstaunlich ist, dass sich zwischen den Dauben nichts befindet. Lediglich zwischen Fass und Deckeln wird Schilf verwendet. Das heißt aber auch, dass die Eisenringe, die um das Fass gelegt werden, mit enormem Druck gespannt werden. Das letzte Bisschen erledigt eine Hydraulik-Maschine. Flink wie die Wiesel bewegen sich die Böttcher, ein Fass nach dem anderen bekommt einen weißen Deckelanstrich und kann an eine der zahlreichen Destillerien der Region ausgeliefert werden. Nach einem eher unbedeutenden Stopp bei der Glen Grant Destillerie sind wir weiter nach Elgin gefahren, um dort den letzten Stempel in unseren Explorer-Pass abzuholen. Den gab es in der Elgin Cathedral. Diese sehr große Kirchenruine wird von ihren beiden Türmen bestimmt, die beide zu besteigen, einer sogar bis auf das Dach hinaus, sind. Von oben überblickt man nicht nur die Kirchenanlage, sondern auch die Stadt Elgin und das Umland. Man könnte dort einige Zeit zubringen, wenn es nicht in Elgin auch den Laden von Gordon and MacPhail gäbe. Ausgesuchte, zahlreiche, seltene aber auch ganz normale Whiskys, der Reiseführer schreibt von über 800, gibt es dort zu kaufen oder nur zu bestaunen. Letzteres bezieht sich dann eher auf die Schmuckstücke unter Glas. Soweit ich mich recht erinnere lag dort auch das teuerste Stück Whisky, das ich je gesehen hatte. 7.500 Pfund für ein, soweit ich mich recht erinnere, 50 Jahre altes Tröpfchen. Naja. So ganz ohne was zu kaufen bin ich aber nicht losgekommen. Ich habe mich für eine interessante Sache entschieden. Einen in einem Rumfass aus Jamaika nachgealterten Whisky, dem man das auch anschmeckt. Auf der Rückfahrt – wir hatten uns diesmal für die Straße ganz an der Küste entschieden – haben wir noch eine Robbenkolonie zu Gesicht bekommen. Und seit ein paar Tagen gibt es auch nicht immer "nur" denselben Whisky. Jetzt haben wir uns "ausgetobt" und aus Miniaturen versucht, den wohlschmeckendsten Whisky herauszufinden. Dabei wird einem bewusst, wie breit doch die Palette all derer Getränke ist, die sich Whisky nennen dürfen. Auch ich habe meinen Whisky mit Rum-Aroma probiert und war nicht enttäuscht.

15.08.2007: Aberdeen

Auf dem Weg nach Aberdeen stand zuerst der Steinkreis von East Aquhorthies auf dem Programm. Steinkreis gesehen – es gibt da nicht mehr als ein paar im Kreis aufgestellte Steine – die der Beobachtung des Mondes dienten – und weiter geht es. Ziel des Tages war Aberdeen. Begonnen haben wir mit der Parkplatzsuche, die sehr erfolgreich (kostenlos ganz nahe beim Maritim-Museum) endete. Wir besuchten das von der Erdölindustrie gesponserte Museum. Bedeutendstes Ausstellungsstück ist die sehr detailgetreue, 8 m hohe Nachbildung einer Ölbohrplattform. Man kann ein Mini-U-Boot steuern, erfährt einiges über Schifffahrtsgeschichte, Meeresgeologie, Bohrtechnik usw. Zusammengefasst: Der kurzweilige Museumsbesuch lohnt sich, nicht nur, weil der Eintritt frei ist. Der Rest des Tages stand für die einen im Zeichen des Shoppens. Ich persönlich hatte nichts Konkretes gesucht und somit auch nichts Konkretes gefunden. Ich habe mir die Stadt angeschaut.

16.08.2007: Destillerien-Tag

Diesen Tag habe ich mir ganz alleine für Destillerien aufgehoben – dumm nur, dass ich auch fahren musste. Aber los geht es. Zuerst habe ich zwei kurze Fotostopps in Duffton gehabt (Ursprünglich The Balvenie – vermute ich und Glendullan). Weiter ging es (ohne Glenfiddich einen neuerlichen Besuch abzustatten) zur Glenlivet. Hier gab es meine erste Führung und meinen ersten Dram (ein 18 y.o.). Vierte Destillerie des Tages war Cragganmore. Ich hatte Glück und konnte mich der laufenden Führung noch anschließen. Zum Abschluss gab es das 12-jährige Standardprodukt, die 12-jährige Destillers-Selection und es wurde noch eine von 5.000 Flaschen eines 14-jährigen geöffnet. Aber ich bleibe beim 12-jährigen Standardprodukt. Nummer fünf des Tages war Glenfarclas. Hier gab es das 10-jährige Standardprodukt ohne Führung zu kosten. Ich musste langsam an meine Fahrttüchtigkeit denken. Die sechste Destillerie war Carduh, wo Johnnie Walker Grundstoff destilliert wird. Siebter Fotostopp bei Glen Grant, achter und neunter Stopp, weil in Fußentfernung, Longmorn- und Ben Riach Destillerie. Interessant wurde es wieder bei Nummer 10: Glen Moray in Elgin. Hier hatte ich zwar die letzte Führung verpasst – ich hatte doch auch schon ein paar hinter mir. Aber für ein Pfund gab es die Drams auch ohne Führung. Und so konnte ich die 10-, die 12- und die 16-jährige Hausmarke probieren. Erstaunlich sind die Geschmacksunterschiede selbst innerhalb einer Destillerie, die durch das Alter und die unterschiedliche Lagerung bei der Reifung erzielt werden. Die elfte Destillerie des Tages habe ich dann nur noch vom Straßenrand fotografiert – dann war es aber auch genug!

17.08.2007: Noch mal Elgin

Tja, die großen Highlights rund um unsere Ferienwohnung hatten wir abgegrast. So blieb uns Elgin, das beim ersten Mal aufgrund der Cathedral und vom Whisky-Laden etwas kurz gekommen ist. Ein kleiner Stadtrundgang durfte sein, doch noch ein wenig im Whisky-Laden stöbern, ein sehr schönes Mittagessen im Pub – ein wirklicher Pub und nahezu der einzige, den wir auf unserer Reise gefunden haben, ein kurzer Abstecher zu Johnston Cashmere (die leider schon im Wochenende waren). Als wir in Banff auf unser Take-Away-Abendessen vom Inder warteten, haben wir uns die Zeit mit einem herrlich entspannenden Blick auf die Meeresbrandung vertrieben. Ein richtig besinnlicher Abschied von unserer Urlaubsregion, denn am nächsten Tag sollte es einmal wieder quer durch Schottland nach Rosyth zur Fähre gehen. Aber vorab noch so viel: Das Abendessen war sehr lecker – wie jedes Mal, wenn wir beim Inder orderten.

18.08.2007 und Rückfahrt

Ich bin recht früh aufgebrochen, denn ein Highlight hatte ich mir für diesen Tag noch vorgemerkt. Ich wollte eine letzte Destillerie, die von Royal Lochnagar, besichtigen. Das ist die zweit-kleinste (nach Edradur). Die Führung dort war interessant und kurzweilig. Allerdings war Wochenende und so keine Produktion. Das allerdings hatte den Vorteil, dass ein Blick in die Kupferkessel möglich war, hinein zu den Rohren, durch die heißes Wasser bzw. Dampf geleitet wird, um die Flüssigkeit zu erhitzen und den Alkohol zu verdampfen. Hier genoss ich meinen letzten Dram. Ich hielt noch einmal kurz bei Balmoral Castle, dem Urlaubsort ihrer Majestät. Das Tor war geschlossen. Um sich zu trösten sagen die Fans, die Queen sei anwesend gewesen. Naja, dieses Schloss stand ohnehin nicht auf meiner Zielliste, soll auch nicht so toll und dafür teuer sein, wenn die Queen gerade Urlaub macht. Ansonsten verlief die Fahrt zur Fähre gut, wenngleich es die gesamte Zeit über geregnet hat. Aber das stört im Auto weniger. Vor dem Einchecken auf der Fähre allerdings erlebte ich noch eine "böse" Überraschung. Wegen der auf der Insel ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche durften keinerlei tierische Produkte mitgenommen werden. Das betraf leider auch meine Sandwiches, die ich mir am Morgen für den Tag gemacht hatte bzw. die ich mir von meinen letzten Pfund gekauft hatte. Aber was soll's? Das Leben geht weiter. Nach gut 2.050 km durch Schottland befuhr ich die Fähre.

Die Überfahrt und die anschließende lange Strecke in Europa verliefen ohne Staus und sonstige Zwischenfälle, so dass ich nahezu planmäßig wieder in Bayreuth landete und ich ein paar Stunden später auch planmäßig wieder nach Bulgarien aufbrechen konnte. So verbringe ich dieses Jahr Sommer und Urlaub getrennt voneinander: den Urlaub in Schottland, den Sommer in Bulgarien.

© 2007 by A. Klemm
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